John Elsas – „Der Gespenster Berg“ – Collagen und Zeichnungen (2008)
16. September 2021
Textausschnitt aus einer Broschüre

Die Ausstellung war 2004 im „Aktiven Museum Spiegelgasse“ entwickelt worden. Gemessen am hinterlassenen Werk von ca. 25.000 Bildern gaben die wenigen gebastelten, geklebten, gezeichneten Collagen und Aquarelle aus den Jahren 1925 bis 1935, die im Museum gezeigt werden konnten, einen kleinen Einblick in die fantasievollen Arbeiten des Frankfurter Juden John Elsas. Von Beruf war er Bankier und Börsenmakler und besaß mehrere Häuser. Mit Ehefrau Pauline (geb. Manes) aus Mainz hatte er zwei Töchter und einen Sohn, der bereits mit 40 Jahren starb. Tochter Fanny war in zweiter Ehe mit dem Drehbuchautor Friedrich Raff verheiratet. Die Familie mit zwei Söhnen lebte in Stuttgart und konnte rechtzeitig in die Schweiz emigrieren. Tochter Irma blieb ledig und lebte mit ihrem verwitweten Vater bis zu seinem Tod 1935 zusammen. Die Nazis raubten ihr gesamtes Vermögen. Am 18. August 1942 wurde sie nach Theresienstadt verschleppt und starb am 1. Mai 1944.

Elsas begann seine künstlerische Arbeit nach Beendigung des Berufslebens in den 1920er Jahren. Gesundheitlich war er stark eingeschränkt. Für seine Enkel Hans und Herbert Raff fertigte er kleine Bildgeschichten. Der Autodidakt stellte vor allem Collagen aus zufälligem Material her. Aus Bunt-, Glanz-, Geschenk- und Klebepapier, Buchbinderkarton und Stoffen schnitt er Teile und klebte sie zu Figuren. Die meisten Bilder ergänzte er mit humorvollen, oft ironischen, auch melancholischen und politischen Knittelversen. 1928 lagen in den Frankfurter Buchhandlungen Schames und Schatzki seine Blätter zum Verkauf aus. 1929 zeigte Herwarth Walden in der Berliner Galerie „Der Sturm“ Bilder von Elsas. Im Mannheimer Kunsthaus Tannenbaum, in Münhcen und Zürich folgten Ausstellungen.

Nach dem Tod des Vaters ordnete Tochter Irma den künstlerischen Nachlass Ende der 1930er Jahre und versah die beiden Kisten mit der Anschrift ihrer Schwester in Zürich. Sie überdauerten die Zeit des Nationalsozialismus und gelangten erst 1954 in die Schweiz. 2001 erfuhr John Elsas eine späte Widerentdeckung und Würdigung mit der Ausstellung „Heinrich Hoffmann trifft John Elsas“ aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Struwwelpeter-Museums in der Schirn Kunsthalle Frankfurt.