Im Rahmen der Finissage zur Sonderausstellung Die nationalsozialistischen „Euthanasie“ – Morde. Die Ausstellung des Gedenk- und Informationsortes Tiergartenstraße 4 in Berlin | Verschwiegene Opfer auch in Siegen
Otto Päulgen aus Niederschelderhütte
Zu Beginn erläutert Rüdiger Fries dem Publikum seine Beweggründe für seine intensive Beschäftigung mit Otto Päulgen, der dem sog. „Euthanasie“ – Programm der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen war:
„Am Beginn meiner Beschäftigung mit Otto Päulgen stand eine Bitte seines Neffen, Willi Päulgen: „Wir möchten nicht, dass Otto vergessen wird“. Dieser an sich banale Satz berührte mich emotional sehr tief. Gleichzeitig fasste ich diesen ausgesprochenen Wunsch als Bitte und auch als Mahnung auf. Das, was den Menschen als Unrecht widerfahren ist, darf nicht dem Vergessen anheimfallen. Das Gedenken ist ein Kompass unserer Herzen und unseres gesellschaftlichen Lebens! „
Der Vortrag knüpfte an das frühere Referat „‘Lebensunwertes Leben‘: Von der Eugenik zur Zwangssterilisation – vom Rassenwahn zum Massenmord“, an Rüdiger Fries am 12. März 2020 bei der Volkshochschule (in Kooperation mit dem AMS) gehalten hat. Einfühlsam beleuchtete der Redner die familiäre Herkunft und wesentliche Ereignisse und Stationen aus dem Leben Päulgens. Dabei ging er insbesondere auf die Problematik der Zwangssterilisation ein, dessen Opfer Päulgen geworden war. Darüber hinaus, brachte er den Zuhörer:innen die Bedeutung der Erbgesundheitsgerichte, die Propaganda-Aktionen des NS-Regimes gegen sogenannte „unerwünschte Personen“ und die Verbrechen der zweiten Phase der „Euthanasie“-Morde, nahe die vielfach als dezentrale „Euthanasie“ bezeichnet wird.
Der Vortrag wurde ergänzt durch etliche Bilder und Fotografien. Im Anschluss hatten die Besucher:innen Gelegenheit, Rückfragen zu stellen. Die durch Fries erarbeitete Biographie über das Leben und Sterben von Otto Päulgen („Otto Päulgen aus Niederschelderhütte. Eine Erinnerung“) im Rahmen der sog. „Euthanasie“ – Morde im NS-Staat, erfuhr inzwischen eine Neuauflage und kann über das Aktive Museum Südwestfalen gegen eine Spende erworben werden.
Wir danken Rüdiger Fries für seinen einfühlsamen und würdigenden Beitrag, der die erfolgreiche Sonderausstellung abgeschlossen hat.