Werkstattgespräch mit der Illustratorin Stephanie Lunkewitz zum Bilderbuch-Projekt „Ich war Eva Diamant“ (Stephanie Lunkewitz und Eva Szepesi, Berlin 2025)  
11. Juli 2025
Stephanie Lunkewitz nebst dem Modell der Siegener Synagoge

 

08.07.2025, 16 Uhr im Aktiven Museum Südwestfalen  

Über die Arbeit zu einem schweren Thema 

Stephanie Lunkewitz, geboren 1977 in der ehemaligen DDR, wuchs bei Eltern auf, die ebenfalls bildende Künstler waren. 

Sie ist studierte Grafikerin, Kunsthistorikerin und Romanistin und lebt mit Mann und Kindern in Los Angeles. 

Neben der Erstellung von Illustrationen für Kinderbücher arbeitet sie aktiv im Holocaust Museum (Los Angeles), wo auch die Originale der für „Ich war Eva Diamant“ verwendeten Grafiken ausgestellt sind.  

Gemeinsam mit der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, die heute 93 Jahre alt ist, veröffentlichte sie im Januar dieses Jahres das Bilderbuch „Ich war Eva Diamant“ (inzwischen in zweiter Auflage erschienen). 

Nachdem Lunkewitz 2014 gemeinsam mit Freundin Bärbel Schäfer die Gedenkstätte Auschwitz besucht hatte, ließ sie die Thematik kaum mehr los. 

Es war dann auch jene Freundin, die sie mit Szepesi bekannt machte. Für Letztere war unmissverständlich klar, dass niemand anderes als Stephanie Lunkewitz ihre Geschichte erzählen sollte. 

Eine Geschichte vom Überleben, aber auch der Shoa. 

Die Ungarin Eva Szepesi war im Alter von 12 Jahren ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden. Als einzige in ihrer Familie überlebte sie die Shoa. Ihr Ziel: Aufklärung der Nachgeborenen. 

Als Zeitzeugin warnt sie vor dem Grauen, das sie selbst durchzumachen gezwungen war. Seit Jahrzehnten wird sie von Schulen eingeladen und leistet Aufklärungsarbeit durch öffentliche Auftritte. Dafür erhielt sie 2017 das Bundesverdienstkreuz. 

Sicher, so die Autorin, hätte man das Buch auch in zwei Jahren fertigstellen können, doch sie wollte lernen – und alles wissen von Eva und zahlreichen weiteren Überlebenden, die sie im Rahmen der gemeinsamen Arbeit kennengelernt hat. Stets vergegenwärtigte sie sich dabei, ob die inzwischen betagte Zeitzeugin die Veröffentlichung des Bandes noch würde erleben können. 

In acht Jahren gemeinsamer Arbeit sei eine nahezu „symbiotische“ Beziehung zwischen beiden Frauen entstanden: Für Lunkewitz ist klar, dass sie ihr Leben lang aus dem Buch vorlesen würde, egal, wo es angefragt werde. 

Voller Freundschaft berichtet sie im Buch über ihre Co-Autorin und Hauptdarstellerin, mit der sie 8 Jahre lang zusammengearbeitet hat  

Doch welche Eindrücke des Holocaust vermittelt man Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 Jahren überhaupt? Dies ist ein sensibler Bereich; vielerorts gilt es als common sense, dass für Kinder unter 12 Jahren das ganze Ausmaß des Schreckens kaum greifbar und kaum fassbar zu machen ist. Daher fuße das Buch auf den „Empfehlungen zum Lehren und Lernen über den Holocaust“, verfasst von der International Holocaust Remembrance Alliance. Sowohl grafisch als auch editorisch sei der Inhalt sehr persönlich gestaltet: Zentrale Zitate von Eva Szepsi sind grafisch in der originalen Handschrift übernommen worden und bilden eine innere Gliederung. Kurze, eingängige Textpassagen stehen neben kraftvollen, aber nicht überfordernden Grafiken. Darüber hinaus gehen die Originale. Hier geht die gewalthafte Darstellung noch einen Schritt weiter-zu weit für ein Kinderbuch. 

Die bisherige Lesereise führte beide Autorinnen – aber auch sie alleine – an viele Orte; so hat Lunkewitz z. B. im Osten Deutschlands schon mit Kindern und Jugendlichen zum Buch gearbeitet. Hier lokalisiert sie das kommende Werk in der Verarbeitung von (Grenz-) Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche in der DDR gemacht haben. 

Die vollständige Lektüre von „Ich war Eva Diamant“ dauert 25 Minuten, verrät die Künstlerin. 

Es sind 25 Minuten, die wir jeder Leserin und jedem Leser aufrichtig ans Herz legen.

Wir danken Dr. Jana Mikota und der Universität Siegen für die Organisation des Werkstattgesprächs!